titelTierauge
2009

Milk and Mjüsli – die Namib bei Swakopmund

Seit unserer ersten Afrikareise 2003 waren sie immer wieder stumme und interessante Begegnungen, denen man jedoch nie zu viel Zeit und Beobachtung schenkte - die vielen Echsen- Gecko- und Chamäleonarten des Kontinents. Und so war es nur folgerichtig, dass dieses Jahr endlich auch einen Ausflug in die Wüste unternehmen würden, der speziell den kleinen Wüstenbewohnern gewidmet war. Es gibt in Swakopmund einige Anbieter, die solche Tripps anbieten. Wir haben uns nach längeren Recherchen und auf Empfehlung durch Namibiakenner für Living Desert Adventures entschieden. So viel vorweg: eine gute Entscheidung, Volltreffer!

Morgens um acht wurden wir an unserer Pension abgeholt und ab gings in die uralte Namib. Diese ist hier im Bereich Swakopmunds vorrangig sandgelb und erscheint auf den ersten Blick ziemlich tot. Doch weit gefehlt –ndash; spätestens auf den zweiten Blick steckt der Sand voller Leben und eigener Schönheit. Und genau diese zu Erkunden war das Ziel des heutigen Tages. Es ging also nicht um waghalsige Manöver mit dem Landrover (die unser Guide Chris zweifellos durchaus beherrschte und, um zum Zeil zu kommen ab und an auch darbot), sondern um den Teil der Wüste, die sich unter der Weite und Romantik der Landschaft nur zu gut verbarg.

Kaum in der Namib angekommen machte uns Chris auf die vielen verschiedenen Spuren aufmerksam, die diverse Wüstenbewohner im Sand hinterlassen hatten und erklärte uns die ökologischen Zusammenhänge und Gründe für das Leben im Sand. So werden vom Wind in weit entfernten und deutlich bewachseneren Gegenden Pflanzenteile aufgenommen und in die Wüste geweht. Diese dienen verschiedenene Silberfischarten als Nahrung, welche wiederum von Echsen, Schlangen und Spinnen gefressen werden. Der allgegenwärtige Talerbusch speichert in seinen fleischigen Blättern enorm viel Wasser und liefert so die Flüssigkeitsgrundlage für Leben in der Wüste. Es gibt also Nahrung und Wasser, oder, wie Chris es ausdrückte, Milk and Mjüsli und damit eine Grundlage für artenreiches und vielseitiges Leben. Seien es die schönen, bunten Geckos, die eigentümlichen Chamäleons oder die flinken White Lady Spiders. Immer wieder griff Chris in eine uns eigentlich recht unverdächtig erscheinende Verwehung im Sand und hatte immer wieder einen kleinen Wüstenbewohner im vorsichtigen Griff. Zu jeder Zeit waren seine Erklärungen und v.a. seine Handlungen aber von tiefem Urrespekt vor der zerbrechlichen Wüste gekennzeichnet. Geradezu erschreckend waren dann die Luftaufnahmen frischer Quadbikespuren, die bei wilden, unkontrollierten Tripps durch die weiten Wüstenlandschaften entstanden. Diese Spuren, die sich wie hässliche Narben durch die einzigartige Landschaft der Wüste ziehen, bleiben, je nach Lage, mehrere Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte bestehen. Wirklich unverständlich und sehr schade! Gerade deshalb gibt es auch Bestrebungen, die Region zum Nationalpark zu deklarieren. Die buchstäbliche Rettung in letzter Sekunde.

Nach diesem tollen Ausflug, der eindeutig eines der Highlights unseres Urlaubs war, fuhren wir nach Swakopmund zurück, wo wir für heute noch einiges auf dem Zettel hatten. So mussten wir uns um einige Reißverschlüsse an unseren Zelten kümmern, die sich nicht mehr schließen ließen und für unseren geplanten Weg durch den Busch ein echtes K.O.-Kriterium gewesen wären. Zu groß ist die Gefahr, bei offenem Zelt von Raubtieren aus diesem Gezerrt zu werden und so in das ökosystem des Busches einzugehen.

Geholfen wurde uns von einer Firma „Namib Upholstery“, die sich nach ihrem tollen Service weigerten, Geld zu nehmen und erst nach Hinweis auf Staff und Kaffeekasse dazu zu bewegen waren. Um diese Firma ausfindig zu machen, musste Yvonne, unsere Pensionswirtin mit uns allerdings erst ein Weilchen durch die Stadt suchen. (Wir waren einem veralteten Adresseintrag aufgesessen). Lange Rede, kurzer Sinn: Swakopmund bedeutete für uns an diesem Tag vor allem Menschen, die über das normale Maß weit hinaus hilfreich waren. Sollte es jemand von Euch lesen: Danke noch mal! Gerade was das Engagement oder die Gleichgültigkeit der Pensionswirte angeht, habe ich im Lande alle Schattierungen kennengelernt und erinnere mich an die Schwabes besonders gern!

Abendessen gab es dann ganz unafrikanisch in Debonairs Pizzeria in der Toias Hainyeko Street. Ein nettes Platzchen mit richtig guten Pizzen aber allemal! Danach kehrten wir noch in eine kleine Kneipe neben dem Europahof ein (auf Empfehlung der beiden Teilnehmer an unserem Wüstenausflug hin...) Sagen wir es so: Wenn Tom und ich unsere Lebensalter zusammengelegt hätten, hätten wir den Altersdurchschnitt immer noch gesenkt. Andererseits –ndash; in Afrika den Tag mit einer Runde Billard (an einem ziemlich abgewrackten Tisch) zu beschließen, das hatte auch was!

Worte zum Tage
...testosterone problems! (Chris' Einschätzung über die Motive der Quadbikerowdies die Teile der Wüste für immer zerstören)

Was ham wer heute gelernt?
...dass wir von dem, was mit dem richtigen Auto im Sand möglich ist, fahrerisch Welten entfernt sind!

Toms famous last words
Ich habe Walt Disney immer geglaubt, dass die Wüste lebt!
Das aber mit eigenen Augen zu sehen, mit den eigenen Händen zu fassen und mit dem eigenen Verstand vor Ort zu begreifen, war etwas Einmaliges. Das Leben findet überall seinen Platz und seine Möglichkeit sich zu entfalten, sogar wo es auf dem ersten Blick gar nicht möglich scheint. Beeindruckend!
Leider ist aber auch die Leichtsinnigkeit der Menschen mit Ihrer Umwelt beeindruckend (im negativen Sinn).
In einer Wüste, wo auch heute immer noch Wagenspuren der ersten weißen Siedler zu erkennen sind, sollte ich mir schon überlegen, ob ich mit meinem Quad oder Allradler so mir nichts dir nichts die gekennzeichneten Wege verlasse und einfach querfeldein heize!
Alles in allem war unser Ausflug in die Wüste ein beeindruckendes Erlebnis, dass einem nicht nur die Wunder sondern auch die Verletzlichkeit unserer Natur vor Augen geführt hat.
=> 5 of the Little Five der Namib, 0 of the Big Five, 0 of the Dangerous Six

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