titelTierauge
2004

Tag 16: Swakopmund - Blässkranz 

Die Strecke Swakopmund - Gästefarm Blässkranz stand heute auf unserem Programm und damit das erste Mal ein mehrere hundert Kilometer langes Stück Schotterstraße.
Da wir mangels entsprechender Erfahrungen schwer abschätzen konnten, wie lange wir für die Strecke nach Blässkranz brauchen würden, fuhren wir wieder relativ zeitig los.
Nein - ein Urlaub zum Ausspannen und Beine hochlegen war dies ganz sicher nicht. Wohl aber einer, von dessen Erlebnissen, Erfahrungen und auch Einsichten wir lange würden zehren können.

Wir hatten ja viel über die Gefährlichkeit der sog. "gravel roads" gelesen und gehört, hatten die Berichte aber insgeheim immer für übertrieben gehalten. Wie einfältig und leichtsinnig dies war, sahen wir in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen entlang der Straße: da lagen einige Autowracks deren Verformung auf ein jähes Ende des Autos hindeuteten und wenig Hoffnung für das Leben oder zumindest die Gesundheit der verunfallten Fahrer übrig ließen.
Wir nahmen es als stille aber eindringliche Warnung und fuhren entsprechend langsam und vorsichtig.

Zumal die anfangs schnurgerade Piste schon bald zu einer schlangenlinienförmig ansteigende Serpentinenstraße wurde, als wir den auf der Strecke liegenden Guiseb-Cañon querten. Da wir so wie so ein Päuschen einlegen wollten, stiegen wir etwas aus und genossen die wirklich beeindruckenden Ausblicke von der Höhe.

Im weiteren Verlauf des Weges passierten wir wieder den Wendekreis des Steinbocks, so dass wir uns ab diesem Zeitpunkt wieder südlich von diesem befanden.

Gegen 15 Uhr erreichten wir dann die Farm Blässkranz und wurden gleich von der superlieben, sehr herzlichen und uns sofort sympathischen Gastgeberin Yvonne begrüßt. Vom ersten Augenblick fühlten wir uns hier wohl.
Die Gästefarm ist aber auch ein Traum! Sie liegt inmitten wirklich schöner und sehr stiller Berglandschaft und die Ruhe des Bergmassives wirkt richtiggehend entspannend auf ihre Besucher.
Der Sonnenuntergang hinter dem Naukluftgebirge gehört zu den schönsten, die ich je gesehen habe.

Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, rief Yvonne auch schon zu Kaffee und Kuchen. Wir saßen an einem schattigen Plätzchen mit Blick auf den Farmhof und unterhielten uns ein wenig. Schnell wurden aus dem "ein Wenig" ein paar Stündchen, die wie im Flug vergingen. Es war einfach so interessant, Yvonne und ihrem zwischenzeitlich nach Hause gekommenen Mann Karsten zuzuhören und von den eigenen Reiseabenteuern zu erzählen.
Die beiden kamen vor ein paar Jahren aus Deutschland und bauten sich mit sehr viel Mühe, noch mehr Mut und noch viel mehr Ausdauer und Kraft eine eigene Existenz hier in Namibia auf. Natürlich war es unheimlich spannend, von diesem Weg zu erfahren und ein bisschen neidisch zu lauschen, auch wenn dieser für uns ganz sicher nicht in Frage kommt.

Denn bei aller Romantik birgt das Leben in diesem wunderschönen Land doch seine ganz eigenen Probleme. Kriminalität, medizinische Versorgung oder auch die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sind nur einige davon.

Nach einer Weile lud uns Karsten dann sogar noch auf eine Rundfahrt über seine Farm ein. Wir beiden saßen auf den Beifahrersitzen seines Land Cruisers und Karl, sein Angestellter stand auf der Ladefläche. Da es während der Rundfahrt nicht unerheblich zu regnen begann, wohl kein allzu angenehmer Platz. Aber der gute hielt tapfer aus, auch wenn Karsten mehrmals versuchte, ihn zu überreden, doch ins trockene Fahrzeuginnere zu kommen.

Die Rundfahrt dauerte etwa eine gute Stunde und ließ uns als Mitteleuropäer doch ziemlich über die schiere Größe der Farm staunen. Karsten prügelte seinen Toyota über Wege, die ich nicht ansatzweise als solche erkannt hätte.
Um ehrlich zu sein habe ich einen Mordsrespekt vor seinen Fahrkünsten!
Die Schule des täglichen Farmerlebens und reiche Offroaderfahrungen bei seinen Reisen durch die Sahara und das südliche Afrika haben ihn ein fahrerisches Geschick beim Umgang mit seinem Offroader gelehrt, das ich so noch nicht erlebt habe.

Unterwegs hatten wir sogar das Glück, eine kleine Herde der seltenen Bergzebras und eine paar Adler zu sehen.

Als wir wieder im Farmhaus ankamen, war es auch schon Zeit fürs Abendbrot. Und da wir heut früh aufgestanden waren und morgen ja für den Tagesausflug ins Sossusvlei auch nicht gerade ausschlafen können würden, gingen wir -stilecht mit Camping-Akkulampe- wieder früh schlafen.

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