titelTierauge
2004

Tag 3: nach Keetmanshoop    ca. 700 km

Am zweiten Urlaubstag hatten wir uns die längste Fahrstrecke dieses Urlaubs vorgenommen: ca. 700 km, wobei etwa 330 Kilometer auf namibische und etwa 370 auf südafrikanische Straßen entfallen sollten. Dazu muss allerdings angemerkt werden, dass zwar südafrikanische Straßen hinsichtlich der Straßenqualität und des Verkehrsaufkommens mit deutschen vergleichbar sind. Namibische Straßen dahingegen sind ein Traum. Kurven gibt es so gut wie nicht und das Verkehrsaufkommen - besonders im Süden des Landes - tendiert quasi gen null. Ein eventuell doch notwendig werdender Überholvorgang kann wegen der ewig langen Straßen absolviert werden, ohne auch nur den Gasfuß zu bewegen.

Die größten Gefahren -zumindest auf den Asphaltstraßen- sind die wenigen Menschen am Straßenrand, die gerade wegen des geringen Verkehrsaufkommens teils sehr unvorsichtig sind und einem schon mal vor den Kühler springen könnten. Und -besonders tückisch für Alleinfahrer- die Gefahr des Einnickens ob der ewig geraden Piste.
Selbst zu zweit mussten wir uns teilweise sehr zusammenreißen, damit uns nicht die Augen zufielen.

Und wir mussten an diesem Tag ja noch die Grenzkontrolle zwischen Südafrika und Namibia absolvieren. Sollte hier eines der letzten Abenteuer der Welt auf uns warten?

Die Kontrolle gestaltete sich jedoch unerwartet simpel und professionell. Beim Grenzübertritt von Deutschland nach Polen habe ich schon unfreundlichere und strengere Kontrolleure erlebt.(edit 2015: natürlich vor dem Schengenbeitritt Polens...)
Und wir übten uns schon mal in den Hauptdisziplinen des Grenzüberquerers im südlichen Afrika: dem Zettel ausfüllen und dem Stempel-in-den-Pass-machen-lassen.
Jedes Land, das man verlässt und jedes Land, das man betritt, verlangt nämlich das Ausfüllen eines Vordruckes und drückt einem einen Stempel in den Reisepass. Was für Touristen maximal eine nette Marotte ist, wird für Reiseunternehmer schnell zum Problem: so viele Stempel wie man hier ansammelt, passen in keinen Reisepass... Aber das ist eine andere Geschichte.

Schließlich erreichten wir nach langer und anstrengender Fahrt Keetmanshoop, Namibia. Die Unterkunft für heut Nacht war die Central Lodge.
Besonders hohe Erwartungen bestanden an diese Unterkunft nicht, handelte es sich doch um die günstigste dieser Reise.
Doch weit gefehlt! Absolut angenehme Zimmer, ein schöner Poolbereich (auch wenn die Temperaturen nicht gerade zum Baden einluden), ein romantischer Innenhof mit Rasen, Goldfischteich und Springbrunnen luden zum Ruhen und Erholen bei. Genau das richtige für uns nach der langen Fahrt. Und so nutzten wir die Zeit, um ein wenig im Whirlpool des Hotelzimmers(!!!) zu relaxen.

Nachdem auf diese Weise wieder Kraft und Unternehmenslust getankt waren, machten wir uns auf, die Hauptattraktion der Gegend, den legendären Köcherbaumwald auf der Farm Gariganus, etwa 5-10 km außerhalb des Ortes zu besuchen.

Außerdem bietet diese Farm eine weitere, fast noch tollere Attraktion. Die Besitzer engagieren sich nämlich für das "cheetah project" und besitzen mehrere Gepardengehege, die von den Besuchern besichtigt werden können.
Wir hatten so viel Glück, eine Fütterung der Tiere erleben zu können, zu der man sogar das Gehege mit dem Pfleger zusammen betreten kann.
Sicher ist es Geschmackssache, ob man sich Tiere in Gefangenschaft anschauen möchte, zumal es Geparden in freier Wildbahn in Namibia gibt. Aber die muss man erst mal zu Gesicht bekommen, was gar nicht mal so häufig geschieht!
Außerdem werden die Tiere auf Gariganus nicht als Showobjekte gehalten, sondern sind meist Weisen durch Rinder- oder Schaffarmer getöteter Elterntiere.
Und das Erlebnis, einen Gepardenkäfig zu betreten und keine 2 Meter neben einem Geparden ohne Gitter zwischen sich und dem Tier zu stehen, ist schon etwas Besonderes.

Danach besuchten wir den "Giant's Playground", eine weitere Sehenswürdigkeit auf der Farm. Es handelt sich um eine Ansammlung von Doleritfelsen, die ihren Namen daher haben, dass die Steine tatsächlich so aussehen, als ob spielende Riesen diese hier aufgetürmt hätten.

Besonders Eidechsen und "Dassies", Klippschliefer, können hier beobachtet werden.

Der Köcherbaumwald sieht auf den ersten Blick etwas enttäuschend aus und lässt fast das Gefühl aufkommen, vor einer der Sehenswürdigkeiten zu stehen, von der jeder Reiseführer berichtet und die dann irgendwie völlig uninteressant sind.

Doch wenn die Sonne untergeht und sich die Silhouetten der namibischsten aller Pflanzen von dem nur hier so glutroten Himmel abheben, ergreift einen der Anblick einfach und man fühlt wo man sich befindet - an einem der schönsten Orte der Welt.

Der Rückweg von der Farm in unsere Lodge war dann wieder ein Abenteuer für sich. Da wir natürlich das Abendrot im Köcherbaumwald bis zum letzten Augenblick ausgekostet hatten, fuhren wir erst im Dunkeln los.
Und Afrika ist nach Einbruch der Dunkelheit verdammt schwarz. Es gibt kaum Lichter und keine reflektierenden Linien auf der Straße. So eine Dunkelheit findet man in Deutschland selten.

Daher waren wir froh, endlich in der Central Lodge wieder heil und unfallfrei angekommen zu sein.

Ein Abendessen in dem wirklich guten Restaurant der Lodge (Strauß und Oryx) beendete diesen Tag und ließ sich auf den nächsten Tag freuen.

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